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Umstieg auf High-Tech, ein Erfahrungsbericht

Generelle Diskussionen rund um den Toyota iQ

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Umstieg auf High-Tech, ein Erfahrungsbericht

Beitragvon Leviani » Samstag 5. September 2009, 10:01

Hier mal ein kleiner Erfahrungsbericht eines Umsteigers und seinen ersten 400 Km.
Gleich vorweg die Beschreibungen beruhen alle auf meiner persönlichen Erfahrung und meinem Eindruck ;-)
Ein paar Worte zu dem Tester (mir). Ich besitze seit über 12 Jahren den Führerschein und kann alles bewegen was in Deutschland zugelassen ist (dank Bundeswehr sogar Ketten). An sich bin ich geborener Biker und reize gerne Grenzgebiete aus. Meine persönlichen Fahrerfahrungen umfassen vieles von 1-8 Zylinder und von 250 bis 4500 Kubik (LKW und Panzer ausgenommen). Was mir bisher gänzlich fehlte ist ein Fahrzeug der iQ / Smart / Mini Klasse.

Der vollzogene Umstieg lief von:
Opel Corsa 1,0 Liter 14 Jahre alt knappe 45 PS auf
Toyota iQ 1,33, 98 PS mit + Ausstattung ohne verbautes Navi.

Das Interieur

Als erstes überrascht das doch recht geräumige Innere des Kleinen. Die Konstrukteure haben mit der asymmetrischen Sitzposition von Fahrer und Beifahrer über die recht ausladende Breite und die nicht allzu oft find bare Höhe von 1,50 Meter viel Spielraum für die zwei vorderen Sitzpositionen geschaffen. Der erste Eindruck auf dem Fahrersitz ließ mich an den Humvee (Hummer der US Streitkräfte). Die kaum vorhandene Deckenwölbung, die weit ausladenden geraden Flächen über den Armaturen und die sehr weit rechts angebrachte Handbremse vermitteln ein sehr breites Gefühl beim Fahrer. Das Gefühl relativiert sich allerdings sehr schnell wieder wenn man einige Male ein und wieder ausgestiegen ist.
Als nächstes viel mir der hier mehrfach angebrachte Kritikpunkt zu den fehlenden Ablageflächen auf. Steigt man ein sucht man erst einmal nach einer Ablagemöglichkeit für seinen Geldbeutel, Telefon, Haustürschlüssel… Direkt erreichbar bleiben erst einmal nur das Türfach auf der Fahrerseite und der kleine Becherhalter in der Mittelkonsole. Ich kann also auch nur dringend empfehlen den ungenutzten Platz hinter der Mittelkonsole zu nutzen und der Ordnung halber irgendeine Form einer Tasche dort zu platzieren. Siehe hierzu auch hier http://www.iq-board.de/iq-ausstattung/zusatzlicher-stauraum-t468.html?hilit=tasche.
Leider bin auch ich auf Anhieb auf das viel diskutierte und leicht verkratzbare Innenleben gestoßen. Das Fahrzeug wurde von mir mit einem Kilometerstand von 36 Km nagelneu vom Autohaus übernommen. Schon beim Einsteigen sind mir erste Kratzer in der Fahrertür aufgefallen die das ansonsten farblich gut abgestimmte ansprechende Innenleben etwas trüben.

Die Sicht
Erster Eindruck beim Einsteigen; das Auto endet an den Fenstern aus denen man sieht. Der einzige Faktor der anfangs etwas stören dürfte ist die Tatsache das die Frontscheibe sehr weit vom Lenkrad entfernt sitzt. Angeschnallt sitzend erreicht man den Rückspiegel in der Mitte gerade mal so mit ausgestreckten Armen, die Frontscheibe höchstens von oben bis zur Mitte. Nach einer etwas längeren Nachtfahrt merkt man auch recht schnell dass diese weit entfernte Scheibe den Tunnelblick leider sogar fördert.
Der recht groß gestaltete Rückspiegel deckt die vollständige Sicht durch das Heckfenster mit Bravur ab. Allerdings muss man sich auch hier erst an die etwas eingeschränkte Sicht nach Hinten gewöhnen. Beim Fahren auf der mittleren Spur einer 3 spurigen Autobahn merkt man die deutliche Bewegung die mit dem Kopf / Oberkörper vollzogen werden muss, möchte man den gesamten Raum hinter dem Fahrzeug einsehen und so wenig wie mögliche tote Winkel über lassen.
Leider auch recht unglücklich gestaltet ist der Heckscheibenwischer. Er deckt nicht ganz 2/3 des Sichtfeldes ab und lässt in der rechten oberen Ecke (Sicht durch den Spiegel) ein erhebliches Feld unangetastet. Der Winter wird zeigen wie hinderlich dieses Sichtfeld in Kombination mit Schnee werden kann.

Klima-Automatik
Die Klima-Automatik überrascht mit seiner „Erwachsenheit“. Ich kenne solche Spielereien von Audi und BMW und habe daher eine Ahnung wo man die obere Grenze bei solchen Geräten setzen kann.
Auf Anhieb fällt auf wie kraftvoll die Automatik agiert. Dreht man recht provokativ auf Temperaturen unterhalb der 17 Grad hat man das Gefühl die Anlage entzieht dem Innenraum innerhalb von Sekunden die Wärme. Zu erwarten war so etwa dank dem kleinen Innenraum, überraschend ist trotz alle dem die Leistung des Kleinen.
Auch bei konstant eingestellter Temperatur (22 Grad) reagiert sie sehr schnell auf Umwelteinflüsse. Direkt einfallender Sonnenschein nach einer längeren Dunkelperiode fassen die Temperatursensoren sehr flott auf und reagieren mit Gegenmaßnahmen um die Temperatur konstant halten zu können.
Stellt man die Temperatur über die vorherrschende Außentemperatur fördert die Automatik weiter Frischluft auf Armaturen / Kopfhöhe während warme Luft auf Scheibe und Fußraum abgegeben werden. Die dadurch entstehende Luftverwirbelung sorgt für eine angenehme Wärme und heizt den Insassen nicht übermäßig ein.

Das Radio
Das fest verbaute Radio versteckt sich fast vollständig unter der Plastikabdeckung des Armaturenbrettes. Zur Bedingung bleiben einem einzig der kleine Steuerstick und ein Multifunktionsknopf am Lenkrad. Die Bedingung umfasst die Standard Funktionen und lässt sich recht intuitiv handhaben. Einzig die erste Einstellung des Klangbildes, der meist genutzten Radiosender und der gewünschten Anzeige im Multifunktionsdisplay benötigen das Handbuch.
Leider sind die weit verbreiteten Einstellungen wie die Anzeige der Namen bei einer MP3 CD ab Werk nicht gesetzt so dass man sich erst einmal mit der Anleitung beschäftigen muss um heraus zu kriegen mit welcher Kombination der zwei Kontrollelemente man diese Menüeinstellungen finden kann.
Vermisst habe ich leider auch jegliche voreingestellte Equalizer Einstellungen oder das Zuschalten der „Loudness“ Funktion.
Die verbauten Boxen geben ein durchaus stimmiges Klangbild ab klingen allerdings etwas schwach auf der Brust erreicht man Geschwindigkeiten jenseits der 100 Km/h.

VVT-i oder auch der denkende Motor
Der harte Übergang von „manuellen“ Motoren der Klasse 10+ Jahre auf einen so neuen Motor wie den 1,33 VVT-i merkt man nicht unbedingt auf Anhieb. Der Wagen lässt sich bewegen wie jedes analoge System auch. Allerdings entgeht dem Fahrer einiges an Potential wenn er nicht um die kleinen Tricks und Kniffe dieser Technologie weiß.
Kurzum bedeutet das Kürzel VVT-i (eine erweitere Version des klassischen VVT durch Toyota) das der Motor auf Grund der gerade vorherrschenden Last, der Drehzahl und dem Beschleunigungswunsch des Fahrers das Verhalten des Motors beeinflusst. http://de.wikipedia.org/wiki/Nockenwellenverstellung
Konkret merkt man es daran das der Kleine bei einer festen Drehzahl je nach Situation andere Kräfte entwickelt und ein anderes Fahrverhalten erwartet.
Sehr gut kann man das dank der Shift Anzeige feststellen. Befindet man sich um die 100 km/h Geschwindigkeit auf einer geraden Strecke und beschleunigt moderat fordert die Anzeige recht schnell dazu auf den 6. Gang einzulegen. Bringt man das Gaspedal plötzlich auf Bodenblech Nähe fordert der Wagen höchstens zum zurückschalten in den 5. Gang. Findet man jetzt allerdings eine ordentliche Steigung bringt einen das Gefährt sehr flott dazu runter zu schalten auch ohne das man Beschleunigen möchte. Versucht man jetzt allerdings am Berg auch noch einen Rekord im Fiat 500 versägen aufzustellen schickt einen die Elektronik sofort in den 3. Gang und das bei guten 100 Km/h.
Auch markant ist der Versuch des Fahrzeugs bei ruhiger Fahrt und keinen ruckartigen Beschleunigungen im Stadtverkehr den 4. Oder 5. Gang zu erreichen. Das Fahrzeug versucht also in erster Instanz bei konstanter Drehzahl einen „optimalen“ Gang für die vorherrschende Situation zu finden.
Vorausschauendes Fahren wird mit diesem Gefährt daher mehr als nur belohnt und bringt das volle Potential des Kleinen erst wirklich zur Geltung.

Der Verbrauch
Auch wenn der Kleine weder viel Gewicht noch technische Kniffe wie einen Turbolader besitzen deckt er eine erstaunlich weite Fassette an Verbrauch ab.
Bewegt man Ihn mit dem Wissen um die VVT-i Technologie sind selbst mit dem 98 PS Mini-Boliden gut 5 Liter auf 100 Km möglich.
Fährt man allerdings auf die klassische Art und orientiert sich nur an der Drehzahl oder ist man drauf und dran dem 911 des Nachbarn den Windschatten zu klauen bläst man den kleinen 32 Liter Tank auch in unter 400 Km durch.

Fazit
Für mich ist das kleine Kraftpaket genau die richtige Wahl. Während die 1.0er Variante sparsamer und wirtschaftlicher erscheinen mag bieten die knapp 100 PS einen deutlich besseren Fahrspaß.
Die Fahrweise bedarf ein wenig Anpassung für den ungeübten Fahrer verspricht aber ein Gefährt mit einer riesigen Bandbreite an Fähigkeiten.
Ein Blick in die Zukunft sagt mir das ich persönlich die 5 Liter nicht allzu oft einhalten werden kann, dazu macht die kleine Rennsemmel einfach viel zu viel Spaß. :twisted:
Zuletzt geändert von Leviani am Samstag 5. September 2009, 15:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Umstieg auf High-Tech, ein Erfahrungsbericht

Beitragvon Maren » Samstag 5. September 2009, 11:57

Hm....nur kurz, weil ich es mir nicht ganz verkneifen kann :)

Du solltest mal zu deinem Händler fahren und ihn nach dem fehlenden Zylinder fragen...der 1.33 ist nämlich eigentlich ein 4-Zylinder ;)

Ich wundere mich allerdings ein wenig, dass dir das Auto wirklich schneller/spritziger vorkommt, als der Corsa, der zwar nur 45 PS, dafür aber auch locker 100-200 kg weniger Gewicht hat.
Ich bin den 1.33 nur einmal probegefahren, bevor wir ihn zerlegt haben und ich war danach absolut überzeugt, dass a) der Diesel deutlich flotter ist und b) man wirklich was am 1.33 tun muss :)
Ich fand's z.B. sehr erschreckend, dass man, um einen LKW auf der Landstraße zu überholen, in den 2. Gang zurückschalten muss (mit Zwischengas!), weil das im 3. sonst seeeehr lange dauert.
Höchstgeschwindigkeit 184 km/h (GPS, 170 km/h Begrenzer entfernt) im 4. von 6 Gängen...wer braucht denn bitte 2 Spargänge?
Übrigens, die Motorleistung war ok, mit 101 PS sogar etwas über der Werksangabe.

Was ich an dem Motor auch gar nicht mag, ist das sehr lang konstante Drehmoment. Wenn man da Gegenwind bekommt, oder es bergauf geht, wird das Auto langsamer, kompensiert das aber nicht durch ein nach unten ansteigendes Drehmoment. Wenn man dann nicht runterschaltet, bleibt man zwangsläufig irgendwann stehen.

Viclleicht ist das CVT beim 1.33 wirklich eine Alternative? Die Kombination bin ich noch nicht gefahren...

Viele Grüße,
Maren

P.S.: Es wird jedenfalls gerade daran gearbeitet, dem 1.33 seine Trägheiten auszutreiben, das ganze ist bis jetzt sehr erfolgversprechend!
If in doubt, flat out!
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Re: Umstieg auf High-Tech, ein Erfahrungsbericht

Beitragvon Mibran » Samstag 5. September 2009, 14:05

Hallo Leviani,
danke für den informativen Bericht, der auch nicht mit Kritik hinter dem Berg hält. Für mich sind die Argumente absolut nachvollziehbar.
Grüße Mibran
Toyota iQ D-4D, Navi, Leder, PBT JET 7,0Jx16 205/45
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Re: Umstieg auf High-Tech, ein Erfahrungsbericht

Beitragvon Leviani » Samstag 5. September 2009, 15:07

Hallo MAren,

danke für den Tipp. Da bin ich doch glatt von den Daten des 1.0er ausgegangen :-)
Wurde so eben korrigiert.
Wenn ich mal wieder etwas Zeit und Muße habe werde ich den Bericht um noch fehlende Aspekte wie die Kupplung und das Smart Key System erweitern.

Was mir übrigens auch aufgefallen ist ist bei dem neuen das geänderte Trip-Resett verhalten. Sprich beim Tanken setzt sich mein Tageskilometerzähler nicht zurück und ich kann Trip A und Trip B manuell zurücksetzen.

Grüße
Leviani
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