Gestern habe ich also den MX-5, bei trübem Wetter in rund 180km Entfernung geholt.
Dazu muss ich erst einmal ein Geständnis machen!
Ich habe den Wagen ohne Probefahrt und ohne den Motor zu starten gekauft.
Da der Preis ein Schnäppchen war und folglich noch ein paar andere "Spinner" den Wagen auch wollten, musste ich als Erster welcher den Wagen besichtigen durfte, gleich zuschlagen.
(Der Wagen war als "Scheidungskind" seit einem Jahr abgemeldet und stand somit die ganze Zeit unberührt herum.)
So bin ich also gestern mit mulmigem Gefühl und meinem Werkzeugkoffer (welcher mir bisher immer Glück brachte, da ich ihn nur für Fremdfahrzeuge brauchte) angereist.
Mit der älteren Dame noch das Finanzielle geregelt, dann die Nummernschilder angebracht.
Danach leerte ich eine Dose Ventil- und Einspritzdüsenreiniger in den halb-vollen Tank.
Mit leicht erhöhtem Pulsschlag setzte ich mich hinter das Lenkrad und drehte den Zündschlüssel... (Die Batterie, wurde vorher von ihrem Schwager noch geladen.)
Sofort sprang der kleine 1.6-16V an, schüttelte sich aber erst ein wenig wie ein nasser Hund...
Da die Bremsscheiben einen leicht rostigen Film hatten, fuhr ich langsam vom Platz und bremste einmal vorsichtig....und es klang, als versuchte ich einen Güterzug zu stoppen, ebenso entsprach der Bremsweg dem eines Güterzuges.
Aber alles half nichts, ich musste ja Heim und so fuhr ich vorsichtig auf die Hauptstrasse - den dritten Gang, vierten Gang und auch den fünften Gang konnte ich kaum einlegen, alles fühlte sich blockiert an.
Dies war aber noch das geringste Übel, die Kiste hoppelte wie ein Leopard Panzer über die kleinsten Bodenwellen, die Reifen oder vielleicht kam es auch von den Bremsen, verabreichten mir am Lenkrad eine hochfrequente Handmassage.
Meine ersten Gedanken kreisten schon darum, den MX-5 stehen zu lassen und per Anhänger zu holen.
Gleichzeitig beobachtete ich gebannt die Öldruckanzeige, das Wasserthermometer und allfällige Warnlampen....doch alles pendelte sich sehr schnell im normalen Bereich ein.
An der erstbesten Tankstelle beschloss ich mal den Reifendruck zu prüfen (Reifen Top-Profil aber 7 Jahre alt), der Luftdruck war mehrheitlich in Ordnung, also weiter.
Mit jedem Kilometer fühlte sich der Wagen ein wenig besser an, trotzdem zweifelte ich, vielleicht gewöhnte ich mich ja nur an das zu Beginn seltsame Fahrverhalten!?
Wegen dem vermutlich uralten Zahnriemen, drehte ich den Motor bis max. 3500 Umdrehungen.
Nach dreissig Kilometern war ich endlich auf der Autobahn, wo ich dann mit max. 105 km/h auf der rechten Spur, so langsam wie schon lange nicht mehr unterwegs war.
Nach 50 Kilometern fühlte sich aber Alles, objektiv deutlich besser an - die Gänge flutschten nun herrlich durch die Schaltgassen und das Fahrwerk federte wieder harmonisch, ebenso die Reifen konnten sich wieder an ihre ehemalige Bestimmung erinnern.
Wenn mal keine Autos in der Nähe waren, trat ich bei 100km/h mal optimistisch in die Bremse und der Wagen verzögerte wunderbar gleichmässig und dies trotz (zum Glück) fehlenden ABS.
Bei Kilometer Hundert, hatte ich dann endgültig Vertrauen in den "Miata" gefasst und mein Grinsen wurde immer breiter und das Bedauern bald Zuhause zu sein zunehmend grösser!
Es schien wahrlich die optimale Distanz gewesen zu sein, um den Wagen wieder zum Leben zu erwecken.
Heute Morgen dann bei uns strahlender Sonnenschein und so musste ich auf meiner Hausstrecke, ein kleine 40 km Testrunde absolvieren. Wir haben da so einen kleinen Pass mit mehreren tollen Kurven und Spitzkehren und da habe ich nun schon einmal einen Motorradfahrer, welcher mich Innerorts überholt hatte, ziemlich erschreckt und dies obwohl ich den MX-5 wiederum nicht über "3500" gedreht habe.
Eine der Spitzkehren, konnte ich in einem tollen 180 Graf Drift absolvieren, die 185-er Reifen sind halt derzeit nicht mehr die Klebrigsten.
(Das Fahrwerk hatte sicher noch Reserven.)
Fazit:Vorerst alles richtig gemacht - der Wagen ist toll und macht riesig Spass und ist herrlich analog und spartanisch, da könnte ich glatt meine Lotus Elise anfangen zu vernachlässigen und der SLK 320, ist dagegen eine Hollywood-Schaukel.
Ich kann nur Jedem raten, wenn man Spass an solchen Kisten hat, dann ist jetzt (fast) der letzte Zeitpunkt gekommen, sich so ein Spassmobil der ersten Serie in gutem Zustand, zu einem bezahlbaren Preis zu sichern.
PS: An der Karosserie ist schon noch einiges zu tun, damit er wieder perfekt dasteht, aber Rost hat der MX-5 keinen und das ist wichtig.
Ich werde weiter berichten...
Smarter than Smart...